Hier an der US-Ostküste sind derzeit überall die tiefroten Sweetheart-Kirschen (dezent-süß, festfleischig, herzförmig) erhältlich. Die Sweetheart-Kirschen haben von Ende Juli bis Mitte/Ende August Saison, sind also etwas später dran als viele andere Sorten – etwa die in den USA beliebte Bing-Kirsche. Voller Enthusiasmus habe ich über ein Kilo dieser Kirschen gekauft, um an der Supermarkt-Kasse herauszufinden, dass der Preis nicht pro Packung, sondern pro Pfund (halbes Kilo) angegeben war. Natürlich war es mir dann zu blöd, die allerteuersten Kirschen meines Lebens, an der Kasse zurückzugeben … und habe sie gekauft.
Tja, und da Kirschen nicht sehr lange frisch bleiben, habe ich nach einem Rezept zum Verkochen gesucht und bin bei Sheila Lukins Bing-Cherry Chutney Rezept (USA Cookbook) fündig geworden. Als ich damit fertig war, hatte das Rezept eigentlich nichts mehr mit dem Original zu tun.
Zutaten für ein stimmiges Kirsch-Chutney
In Lukins Rezept kommen auf 600 g Kirschen 250 g weißer Zucker. Ich habe auf ein halbes Kilo Kirschen 100 g braunen Zucker genommen – das Chutney ist immer noch süß genug. Statt Apfelessig habe ich Weißweinessig verwendet und Zimt habe ich mit Nelkenpfeffer ersetzt. Den Knoblauch habe ich gänzlich gestrichen, der ist zu dominant für dieses feine Chutney, ebenso die Chili, ich finde die Schärfe des Ingwers reicht vollkommen aus. Auch die Rosinen (helle Sultaninen) finden den Weg nicht in mein Chutney – weiche Kirschen und festere Rosinen, zwei Zutaten mit so unterschiedlicher Konsistenz verwirren irgendwie. Was denn jetzt eigentlich noch übrig bleibt? Genug. Ich bin bei diesem Chutney eher auf der puristischen Seite, da der Kirschgeschmack erhalten bleiben soll. Kirschen, Zwiebel, Ingwer, Säure (Essig und Limettensaft), Zucker und Gewürze. Mehr braucht es nicht.
Lukins empfiehlt zusätzlich eine rote Paprikaschote ins Chutney zu geben. Ich habe zwei Chutneys parallel gekocht, eines mit halbierten Kirschen ohne Paprika und eines mit kleineren Kirschstücken (Vierteln und Achteln) mit Paprika. Das Testurteil fiel zugunsten Variante eins aus – erstens sind größere, sprich halbierte Kirschen angenehmer und interessanter, zweitens raubt Paprika der Kirsche das Aroma. Ansonsten war auch Variante zwei geschmacklich einwandfrei.
Kirschen und Zucker
Das folgende Chutney lässt sich mit so ziemlich allen Süßkirschen-Sorten kochen. Ich habe es mit einer dunkelroten, festfleischigen, saftigen, dezent-süßen Sorte gekocht und dabei die Kirschen halbiert. Für sehr süße Sorten, würde ich den Zuckeranteil etwas reduzieren.
Zucker habe ich sehr dunklen Rohrzucker mit hohem Melasseanteil und einer karamelligen Note verwendet. Muskovado-Zucker geht in diese Richtung, aber jede Art brauner Zucker funktioniert in diesem Rezept. Das Chutney ist farblich aufgrund der Kirschen und des Zucker sehr dunkel.
Zwiebel und Ingwer
Den Beginn des Kochvorgans macht die rote Zwiebel. Sie wird fein gewürfelt und in etwas neutralem Öl in einem mittelgroßen Topf nur kurz angeschwitzt. Dann kommt für rund eine Minute der fein geriebene Ingwer dazu. Bei der Verwendung sehr feiner Reiben bleibt viel Ingwer auf der Reibenoberseite hängen. Auch dieser kann verwendet werden, längere Ingwerfäden mit einem Messer klein schneiden.
Ablöschen und köcheln lassen
Zwiebel und Ingwer werden mit dem Weißweinessig abgelöscht, dann kommt alles bis auf das Salz und den schwarzen Pfeffer dazu. Piment (Nelkenpfeffer) wenn möglich nicht einfach weglassen – wer keinen zu Hause hat, kann eine Nelke im Mörser zerstoßen und dazugeben.
Nun wird das Ganze bei mittlerer Hitze nicht zugedeckt eingekocht, das dauert rund 30 bis 40 Minuten. Dabei gelegentlich umrühren und gegen Ende der Kochzeit mit Salz und schwarzem Pfeffer würzen. Die im Rezept angegebene Salzmenge ist ein Richtwert und hängt von der Süße bzw. Säure der Zutaten ab. Es soll nicht die ganze Flüssigkeit verdampfen, sonst wird das Chutney zu trocken. Auch wenn der Kirschsaft im Topf sehr flüssig wirkt, dickt er beim Abkühlen im Glas noch ein. Der Boden sollte auf jeden Fall noch mit etwas Flüssigkeit bedeckt sein, bevor das Chutney in Gläser gefüllt wird.
Chutney passt gut zu Fleischgerichten (auch als Burgersauce) und Käse. Wenn es frisch gemacht und noch warm ist, finde ich es in Naturjoghurt genial. Zu indischen Gerichten passt es sowieso hervorragend.
PS: Falls du dieses Kirsch-Chutney gerne als Burgersauce probieren möchtest, findest du Anregungen im Burger-Schwerpunkt.
Zutaten
- 500 g Süßkirschen
- 1 kleine, rote Zwiebel (65 g)
- 1 Stück Ingwer (7x3x2 cm, 20 g)
- 2 EL neutrales Öl (zB Sonnenblumenöl)
- 70 ml Weißweinessig
- 100 g brauner Zucker
- 4 EL Limettensaft (von 1-2 Limetten)
- ½ TL gemahlener Piment (= Nelkenpfeffer) (0,5 g)
- ½ TL Salz (2,2 g)
- ¼ TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer (0,25 g)
EL/TL sind immer gestrichen, siehe verwendete Maßeinheiten
Zubereitung
- Die Kirschen waschen, entstielen und entkernen. Wer keinen Kirschentkerner hat (wie ich), halbiert sie am besten genau in der Mitte mit einem Messer, dann lassen sich die Kerne leicht entfernen. Entkernt wiegen sie rund 455 g. Ich verwende für dieses Rezept halbierte Kirschen.
- Die Zwiebel fein würfeln. Öl in einem mittelgroßen Topf erhitzen und die Zwiebel rund 5 Minuten bei mittlerer Hitze darin glasig andünsten, nicht bräunen.
- Ingwer fein reiben und 1 Minute mitdünsten.
- Die Zwiebel-Ingwer-Mischung mit dem Essig ablöschen, anschließend Zucker, Kirschen, Limettensaft und Piment zugeben.
- Das Ganze bei mittlerer Hitze rund 30-40 Minuten unter gelegentlichem Rühren nicht zugedeckt einkochen lassen. Gegen Ende der Kochzeit mit Salz und schwarzem Pfeffer aus der Mühle würzen.
- Das Chutney ist fertig, wenn der Topfboden noch mit etwas Flüssigkeit bedeckt ist. Es soll nicht die ganze Flüssigkeit eingekocht werden, da sie nach dem Abfüllen in die Gläser noch eindickt.
- Chutney in sterilisierte Schraubgläser füllen und gekühlt lagern. Richtig abgefüllt und gelagert sind Chutneys einige Monate haltbar. Chutney passt gut zu Fleischgerichten und Käse - und zu indischen Gerichten sowieso.
Hast du dieses Gericht nachgekocht? Hier könnte dein Ergebnis gezeigt werden. Schicke dazu einfach ein Bild an [email protected] Katharina: Liebe Ursula, Ich habe mit frisch gepflückten Süßkirschen dein Rezept für Kirsch-Chutney ausprobiert und bin hellauf begeistert. Da die Kirschbäume dieses Jahr fast zusammenbrechen unter ihrem Ertrag, werde ich heute eine größere Menge des Chutneys herstellen und einwecken. Ich hatte den Zucker um etwa 1/4 reduziert und doch noch zwei Prisen Chili hinzugefügt - ansonsten habe ich dein Rezept 1:1 übernommen. Im Bild mit Wildschwein-Bratwurst mit eigenen Möhrchen + Erbsenschoten und Petersilienkartoffeln. Vielen Dank für dieses grandiose Rezept! Kathi
Hallo
Ich habe es probiert, ich weiß zwar nicht welche Kirschen bei mir im Garten wachsen und die ich dafür verwendet habe (jedenfalls heller als auf den Bildern), es schmeckt jedenfalls herrlich. Ganz lieben Dank für das Rezept.
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