Viele Rezepte, vor allem aus Indien oder Südostasien, verlangen nach Tamarinde (auch als Sauerdattel oder indische Dattel bezeichnet) bzw. Tamarinden Paste. Die Schoten des Tamarindenbaums sind in diversen Formen in Asia-Läden erhältlich (Tamarinden-Konzentrat, Tamarinden Paste, Tamarind Saft, Tamarind Pulp, …). Das Problem ist oft, dass Konsumenten nicht wissen, wie konzentriert oder verdünnt die Frucht angeboten wird.
In Rezepten macht es – nicht immer, aber meistens – einen erheblichen Unterschied ob verwässerte Produkte oder sehr konzentrierte verwendet werden. Ich habe mir daher angewöhnt, meine eigene Tamarinden Paste aus getrockneten Tamarinden im Block herzustellen. Und das eigentlich nur wegen eines bestimmten Gerichts: PAD THAI. Der thailändische Klassiker hat mich an den Rand des Wahnsinns geführt – wer würde sonst klebrige, in Wasser eingeweichte Tamarindenfrüchte durch seine Fingern drücken, wenn es doch Tamarind-Produkte bequem in der Flasche oder im Gläschen zu kaufen gibt?
Auf meinen Recherchen für „das perfekte Pad Thai“ bin ich über die Technik von She Simmers gestolpert, Tamarinden (im Block) in Wasser einzulegen und durch die Finger zu drücken. Ich habe die Wassermenge allerdings etwas erhöht, da mir das Ergebnis zu konzentriert war. Tamarinden Paste wird natürlich nicht nur für Pad Thai benötigt, sondern auch für viele andere Gerichte, die nach einer säuerlichen Note verlangen.
Jene, die jetzt bereits zu nörgeln beginnen, weil ja viel zu mühsam, gebe ich den Tipp, gleich den ganzen Block Tamarind (oft in 400 g Packungen) zu verarbeiten und die daraus gewonnene Paste portionsweise in Eiswürfelformen einzufrieren. Die kleinen Blöcke können dann, sobald gefroren, in ein Sackerl transferiert werden und solange im Gefrierfach lagern, bis sie benötigt werden. Auch zu einer Pad Thai Sauce verarbeitet, kann Tamarinde gut eingefroren werden.
Denn wird Tamarinde erst einmal mit Wasser zu einer Paste gemischt, hält sie nur einige Tage im Kühlschrank, bevor sich zuerst der Geschmack verändert und sich einige Zeit später Schimmel bildet. Und dann war die ganze Arbeit umsonst. Also entweder schnell aufbrauchen oder einfrieren. Solange die getrockneten Tamarinden Früchte im Block im Kühlschrank gelagert werden, halten sie lange, auch wenn die Packung bereits angebrochen ist. Einfach wieder luftdicht verschließen. So und jetzt zum Rezept.
Tamarinden Paste herstellen
Ausgangsprodukt sind getrocknete, gepresste Tamarinden im Block (meist 400 g), oft als „Tamarind Paste, seedless“ bezeichnet. Ich verwende immer kernlose, da weniger Arbeit und mehr Ertrag. Die äußere Schale ist bei diesem Produkt bereits entfernt, die innere, weiche Schale wird mitgepresst und muss noch entfernt werden. Diese Art Tamarindenblock gibt es so gut wie in jedem Asiamarkt zu kaufen.
Ja, schaut nicht ganz gustiös aus, ich weiß. Einfach nicht zu viel darüber nachdenken… Der klebrige Tamarindenblock wird in kleine Stücke gerissen (Bild links) – ich finde das leichter als ihn mit einem Messer zu schneiden. Die Stücke werden in warmem Wasser ( ca. 40 °C) für 10-15 Minuten eingeweicht (Bild rechts). Darauf achten, dass alle Tamarindenstücke mit Wasser bedeckt sind. Ich verwende auf 200 g Tamarinden 300 g/ml warmes Wasser. Das ergibt eine Paste, die sehr konzentriert ist und eine sehr dickflüssige Konsistenz aufweist – ungefähr wie Apfelmus.
Das Einweichen in warmem Wasser machte die Tamarinden weich. Jetzt beginnt der lustige Teil: Die Tamarinden mit einer Hand einige Minuten kräftig kneten, sodass sich das Fruchtfleisch gut von den Schalenteilen und Fasern löst. Hin und wieder finden sich auch noch Kerne, auch bei Blöcken mit „kernlosen Tamarinden“.
Wenn die Masse schön dickflüssig wird, ist man auf dem richtigen Weg. Ein Hinweis vorweg: Wer kleine Schnitte oder Verletzungen an den Fingern hat, sollte sich nicht unbedingt die Hände schmutzig machen. Tamarinde fühlt sich ähnlich an wie Zitronensaft – und jeder weiß wie angenehm Säure schon bei kleinen Wunden wirkt.
Nun nimmt man eine kleine Portion Tamarindenmasse in die Hand, drückt sie zu einer Faust zusammen und somit die Paste durch die Finger. Die Fasern und Schalen bleiben dabei in der Faust zurück. Fest drücken, damit das ganze Fruchtfleisch herausgelöst wird. Dieses Prozedere wiederholen, bis die gesamte Masse verarbeitet ist.
Ich finde diese Methode am besten, da dadurch nur die Faserteile zum Wegwerfen übrig bleiben. Würde man die Masse durch ein Sieb streichen, bleibt noch sehr viel Tamarindenpaste in den Fasern hängen. Wer möchte, kann die Tamarind-Paste danach noch durch ein Sieb streichen. Ich habe allerdings festgestellt, dass dabei so gut wie nichts im Sieb hängenbleibt, sofern man gründlich gearbeitet hat. Es ist daher nicht unbedingt notwendig – ich verzichte darauf.
Die Tamarinde Paste ist jetzt gebrauchsfertig. 200 g Tamarind und 300 g Wasser ergibt ungefähr 350 g Paste. Für alle Rezepte auf dem Blog, die nach Tamarinden Paste verlangen, verwende ich genau dieses Rezept.
Zutaten
- 200 g gepresste Tamarinden im Block, kernlos
- 300 g/ml warmes Wasser ( ca. 40 °C)
Zubereitung
- 200 g des Tamarindenblocks in kleine Stücke reißen und in eine Schüssel oder ein tiefes Teller geben.
- Die Stücke anschließend in warmem Wasser ( ca. 40 °C) für 10-15 Minuten einweichen. Darauf achten, dass alle Tamarindenstücke mit Wasser bedeckt sind.
- Die Tamarinden mit einer Hand einige Minuten kräftig kneten, sodass sich das Fruchtfleisch gut von den Schalenteilen und Fasern löst. Hin und wieder finden sich auch noch Kerne, auch bei Blöcken mit "kernlosen Tamarinden". Die Masse soll schön dickflüssig werden.
- Eine kleine Portion Tamarindenmasse in die Hand nehmen, die Hand zu einer Faust formen und somit die Paste durch die Finger drücken. Die Fasern bleiben dabei in der Faust zurück. Fest drücken, damit das ganze Fruchtfleisch herausgelöst wird.
- Dieses Prozedere wiederholen, bis die gesamte Masse verarbeitet ist.
- Wer möchte, kann die Tamarind-Paste jetzt noch durch ein Sieb streichen (ich mache das nicht). Ich habe allerdings festgestellt, dass dabei so gut wie nichts im Sieb hängenbleibt, sofern man gründlich gearbeitet hat. Es ist daher nicht unbedingt notwendig.
Tipp
Tamarinde in Blockform ist oft in 400 g Packungen erhältlich. Das Rezept ist für 200 g - daher entweder den halben Block verarbeiten und den Rest gut verpackt im Kühlschrank lagern (hält lange), oder die Menge verdoppeln und gleich 400 g zu Tamarinden Paste verarbeiten. Diese hält sich nur einige Tage im Kühlschrank, lässt sich aber gut einfrieren - am besten portionsweise in Eiswürfelformen.
Hast du dieses Gericht nachgekocht? Hier könnte dein Ergebnis gezeigt werden. Schicke dazu einfach ein Bild an [email protected]
Hallo Ursula, auf meiner Suche nach Rezepten mit Tamarinde, bin ich auf Ihre Website gestossen. Ich bin im Moment in Indien und haben einen Tamarindenbaum direkt vor der Tür, der nun fleissig seine Schoten abwirft, die ich sammle. Was mach denn damit?
Gruß aus Indien
Yvonne
Hallo Yvonne,
mit frischen Tamarindschoten (samt Schale) habe ich leider keine Erfahrung, da ich bereits jene ohne Schale und meist sogar schon ohne Samen kaufe. Hier habe ich eine Anleitung gefunden, wie man am besten die Schale entfernt und was anschließend damit zu tun ist. Hoffe das hilft Ihnen weiter:
https://feedyourskull.com/2013/10/19/make-tamarind-paste-using-seeds/ oder hier: http://dermutanderer.de/tamarindenschoten/. Es gibt zB Tamarinden-Chutney oder Tamarind-Curry. Tamarind ist auch in vielen Stir frys dabei (siehe Rezept für Pad-Thai).
Viel Glück beim Verarbeiten!
Frische Tarmarinde isst man am besten gleich!! Schmecken herrlich.Liebe Grüße Lilly
Liebe Lilly,
Oh, in den Genuss bin ich noch nie gekommen. Kann ich mir gut vorstellen!
Salut! Vielen Dank für diese exzellente und ausführliche Anleitung! Habe heute zum ersten Mal selbst Tamarindenpaste hergestellt, und jetzt mein Eisfach voller Tamarindenwürfel. Ich bin gespannt auf mein erstes Pad Thai mit eigens gemanschter Paste!
Ich habe die eingelegten Tamarinden übrigens als erstes mit einem Teigspachtel durch ein grobes Metallsieb gestrichen, und erst danach die übrige Pampe aus dem Sieb nochmals mit den Händen ausgedrückt. Ging super.
Liebe Grüsse aus der Schweiz,
Julia
Liebe Julia,
Oh, dein Pad Thai wird es dir danken :-) Ich weiß, es ist schon ein bisschen Arbeit, das selbst zu machen, aber dafür hat man dann ja einen kleinen Vorrat. Ich hoffe du probierst das Pad Thai bald. Ist immer noch eines meiner allerliebsten Rezepte! Eine einfache Version habe ich übrigens kürzlich gepostet – falls du die Sauce vom Original-Rezept verwenden willst, aber dann für die restliche Zubereitung einen etwas einfachere Version suchst. Liebe Grüße, Ursula
Vielen lieben Dank für diesen wertvollen und gut strukturierten Beitrag! Komme soeben von meiner Asia-Shop-Tour zurück, die Tamarindenstückchen weichen ein und gleich mache ich mich als Verarbeiten. Noch nie im Leben habe ich Pad Thai gegessen, aber das Internet hat mich nun auf den Geschmack gebracht. Heute Abend gibt’s genau das und ich bin schon sehr gespannt auf das Geschmackserlebnis 😊.
Vielen Dank noch mal an dieser Stelle für die vielen Informationen hier auf der Seite, ganz großartige Arbeit!
Beste Grüße aus Brandenburg
Michaela
Liebe Michaela,
Super, freut mich! Die Tamarindenpaste selbst zu machen ist zwar ein bisschen Arbeit, aber der Geschmack ist unvergleichlich. Viel Spaß beim Pad Thai Ausprobieren! Ich hoffe dir schmeckt es :) LG
Liebe Ursula,
aus Gründen kann ich Dein Rezept nicht nachmachen. Aber von „Cosmoveda“ gibt es Tamarinden-Paste im Glas, sehr angenehm.
Könntest Du mir netterweise sagen, wieviel von der fertigen Paste ich nehmen muss, wenn in einem Rezept angegeben ist 50 Gramm Tamarinde, gepresst, 1/8 Ltr. Wasser?
Das wäre sehr lieb.
Herzlichen Dank aus Berlin.
Liebe Thea,
Ich habe mir das Produkt angeschaut, leider finde ich keine genauen Zutaten bzw. weiß man ja nie, wie konzentriert die Paste ist. Ich kenne mich bei den Angaben „50 Gramm Tamarinde, gespresst, 1/8 Ltr. Wasser auch nicht ganz aus ;-) Sollte man hier die Paste und zusätzlich Wasser in das Gericht geben? 50 g Tamarindenpaste ist ja nicht gerade wenig….
Was ich machen würde: Du kannst dich selbst an den Geschmack herantasten. Verwende lieber eine kleinere Menge der Paste und probieren – nicht dass das Gericht zu sauer wird. Dann kannst du immer noch löffelweise Paste dazugeben. Sorry, dass ich dir hier nicht wirklich weiterhelfen kann, aber diese Pasten sind dermaßen unterschiedlich konzentriert, dass ich hier nur raten könnte. LG, Ursula