Poisson cru – Gebeizter Fisch Tahiti-Style

2. September 2014

Poisson cru

Ehrlich gesagt: Mit Fisch hab ich’s nicht so. Warum ich dann ausgerechnet ein Rezept für rohen Fisch online stelle? Ganz einfach: Kahui ist schuld – naja, oder eigentlich ich selbst. Ich esse seit meiner Kindheit keinen Fisch. Fischstäbchen waren mir seit jeher ein Graus und so beschloss ich, gleich allem Meeresgetier den Rücken zu kehren. Die nächsten 20 Jahre lebte ich ganz gut mit der Entscheidung, auf Shrimps, Krabben, Tintenfisch und Fische aller Art zu verzichten. Wäre da nicht … eine Reise nach Französisch Polynesien gewesen.

 

Mit dem Wissen, dort Fisch als Hauptnahrungsmittel vorzufinden – insbesondere auf kleinen Inseln mit wenig Infrastruktur – stellte ich mich darauf ein, mich die nächsten Wochen von Beilagen zu ernähren. Ganz so einfach war es dann doch nicht. Womit ich nicht gerechnet hatte, war Kahui, Besitzer einer kleinen „Pension“ von drei Hütten. Zum Abendessen gab es Fisch. Des Französischen nach 5 Jahren Französischunterrichts nicht mehr mächtig, wählte ich das kleinere Übel und aß den Fisch einfach, den Kahui mit voller Hingebung zubereitet hatte, anstatt den herzlichen, nicht Englisch sprechenden Gastgeber zu kränken. Es war Poisson cru. Und er war … wirklich köstlich.

 
Meine Einstellung zu Fisch revidierte ich in diesem Moment. Frischer Fisch war eben doch ganz etwas anderes als Fischstäbchen. Beim zweiten Gang, im Ofen gebackenen Papageienfisch, den Kahui unter beobachtenden Augen im seichten Wasser vor seiner Hütte gefangen hatte, merkte man mir meine Jahrzehnte lange Fisch-Abstinenz dann schon nicht mehr an.

 

Poisson cru, (Tahitianisch E’ia Ota) heißt übersetzt soviel wie „Fisch roh“ und ist nicht nur auf Französisch Polynesien ein traditionelles Gericht. Rohen Fisch, der lediglich kurze Zeit in einer Säure, meist Limetten oder Zitronensaft, gebeizt wird, findet man rund um die Welt. So ist dieses Gericht in ähnlicher Form in vielen südamerikanischen Ländern unter dem Namen Ceviche bekannt, auf Fidischs Inseln heißt es Kokoda, auf den Cook-Inseln Ika Mata und auf den Philippinen Kinilaw.

Welcher Fisch?

Poisson cru wird auf Französisch Polynesien mit dem dort heimischen gelbflossen Thunfisch (Angelfang) zubereitet. Der Fisch soll ein möglichst festes Fleisch aufweisen, wenig Eigengeschmack haben und muss unbedingt ganz frisch sein. Als regionalere Alternativen können Wolsbarsch, schwarzer Heilbutt oder Dorade/Goldbrasse (siehe Greenpeace-Fisch-Ratgeber für ökologische Vertretbarkeit) verwendet werden, auch heimische Süßwasserfische wie Saibling oder Forelle sind geeignet – wenngleich letzere auch einen untypisch starken Eigengeschmack aufweist.

Poisson cru tahitienne

Den Fisch (hier Gelbflossen Thunfisch aus Angelfang) würfeln. Ich habe einige der größeren Stücke im Bild später nochmal halbiert …

Poisson cru

Der Fisch wird zum Beizen in Limettensaft eingelegt und färbt sich dadurch weißlich. Anschließend wird er mit dem zerkleinerten Gemüse vermengt.

Der Fisch wird in 1½ x 1½ cm Große Stücke geschnitten und für rund 15 Minuten in Limettensaft und etwas Salz eingelegt. Dabei ab und zu mit einem Löffel durchmischen, damit die Stücke schön gleichmäßig gebeizt werden. Je gleichmäßiger die Stücke geschnitten sind, umso gleichmäßiger werden sie gebeizt. Währenddessen das Gemüse zerkleinern. Dann wird der Fisch – der mittlerweile durch die Säure weiß geworden ist – mit Gemüse und Kokosmilch vermengt und fertig ist Poisson cru nach Tahiti Art.

 

Poisson cru à la tahitienne – Gebeizter Fisch in Limette und Kokos

Ergibt 2 (eher kleine) Portionen

Poisson cru à la tahitienne – Gebeizter Fisch in Limette und Kokos

Zutaten

  • 150 g frischer Gelbflossen-Thunfisch, Sushi-Qualität (Alternativen siehe Tipp)
  • 3 EL Limettensaft (30 ml, von 1-2 Limetten)
  • 50 g Gurkenstücke, geschält und entkernt
  • 15 g Karotte (in Julienne-Streifen)
  • 1 Frühlingszwiebel (15 g)
  • 1 kleine Tomate, entkernt (50 g)
  • 100 ml Kokosmilch
  • ½ TL feines Salz (2 g)

Zubereitung

  1. Fisch in 1½ x 1½ cm Würfeln schneiden – je gleichmäßiger, desto besser. Die Stücke in ein tiefes Teller geben, salzen und Limettensaft dazugießen.
  2. Fisch, Limettensaft und Salz vorsichtig durchmischen und mindestens 10 Minuten ziehen lassen (max. 30 Minuten). Zwischendurch ab und zu umrühren, sodass alle Stücke gut mit Limettensaft in Berührung kommen.
  3. In der Zwischenzeit das Gemüse schneiden. Die geschälte und entkernte Gurke klein würfeln. Die Tomate ebenfalls entkernen, Strunk entfernen und fein würfeln.
  4. Frühlingszwiebel waschen, die weiße Zwiebel halbieren und fein ringelig schneiden. Ein Stück des Grüns ebenfalls in sehr feine Ringe schneiden (rund ¼ der gesamten Zwiebelmenge). Wem rohe Zwiebeln tendenziell zu scharf sind, der kann sie in geschnittenem Zustand für 5 Minuten in Eiswasser einlegen, anschließend auf Küchenpapier abtropfen lassen. Bis zur Verwendung kühl stellen.
  5. Gemüse, Fisch und Kokosmilch gut vermengen und sofort servieren.

Tipp

Poisson cru wird auf Französisch Polynesien mit dem dort heimischen gelbflossen Thunfisch (Angelfang) zubereitet. Der Fisch soll ein möglichst festes Fleisch aufweisen, wenig Eigengeschmack haben und muss unbedingt ganz frisch sein. Als regionalere Alternativen können Wolsbarsch, schwarzer Heilbutt oder Dorade (Goldbrasse) verwendet werden, auch heimische Süßwasserfische wie Saibling, oder unter Umständen Forelle (eher starker Eigengeschmack), sind geeignet. (>>siehe Greenpeace-Fisch-Ratgeber für ökologische Vertretbarkeit)

https://www.tasteoftravel.at/poisson-cru/

 

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Poisson cru von User nachgkeochtLeser Angelo: "Ich Esse gerne Suhsi, habe aber noch nie zu Hause rohen Fisch zubereitet. Der Poisson Cru hat wunderbar geschmeckt - ich hab ihn mit gelben Thunfisch vom Wiener Naschmarkt gemacht. Meine Freundin war beeindruckt!"
Poisson cru – Gebeizter Fisch Tahiti-Style zuletzt geändert: 9 Januar 2020 von Ursula

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