Fliederblüten-Sirup, kalt angesetzt

11. Mai 2018

Fliederblütensirup selber machen Rezept

Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass sich auch Fliederblüten zu Sirup verarbeiten lassen. Mit Holunderblütensirup bin ich aufgewachsen, Flieder hingegen war, obwohl er einen betörenden Duft ausströmt, lediglich für einen Blumenstrauß gut genug.

 

In Boston stolperte ich dann irgendwo über „lilac syrup“, also Fliederblütensirup und dachte mir zuerst, es müsse sich wohl um speziell essbare Art Fliederblüten handeln. Nach kurzer Recherche wurde ich eines Besseren belehrt. Der normale Fliederbusch ums Eck, auch unter „Gemeiner Flieder“ oder „Gewöhnlicher Flieder“ (Syringa vulgaris) bekannt, kann für die Herstellung von Sirup verwendet werden.

Fliedersirup Rezept

Fliederblütensirup 1-2 Tage im Kühlschrank ziehen lassen.

Ist Flieder giftig? Und: Ist Fliedersirup giftig?

Es kommt darauf an. Es gibt Fliederarten, die in der Tat giftig sind – etwa der Alpenflieder oder auch der Sommerflieder (Schmetterlingsflieder). Der Alpenflieder (Gestreifter Seidelbast) ist stark giftig, vor allem die Rinde, aber auch die Samen. Er wird kaum höher als 1 Meter.

 

Der Schmetterlingsflieder ist für Menschen und Tiere leicht giftig und sieht dem Gewöhnlichen Flieder schon ähnlicher, auch hinsichtlich seiner Größe von bis zu 5 Metern. Die Blütezeit des Sommerflieders ist im Sommer und sogar Spätsommer, jene des Gewöhnlichen Flieders, der hier verarbeitet wird, ist im April und Mai. Vom Aussehen ähneln sie sich zwar ein bisschen, es gibt aber dennoch Unterschiede – am besten einfach einmal beide Arten googeln.

 

Die Verarbeitung des Gewöhnlichen Flieders zu Sirup gilt als unbedenklich. Man sollte jedoch darauf achten, die Blüten ganz gründlich von den Dolden zu zupfen. Auch die kleinen grünen Ansätze. Ich habe diese aus Faulheit bei meinem ersten Versuch drangelasssen und der Flieder-Sirup wurde bitter. Manche Rezepte empfehlen ein Abkochen der Blüten, auf das ich jedoch verzichte (siehe Genaueres weiter unten). Ich habe noch nie von negativen gesundheitlichen Reaktionen nach Konsum von Fliedersirup gehört oder gelesen oder gar selbst welche erlebt, möchte aber hier betonen, dass ich dahingehend keine Expertin bin.

Flieder Sirup Rezept

Fliedersiurp nach 2 Tagen ansetzen.

Welche Blüten für Fliedersirup?

Ich habe schon viele Farben von Fliederblüten des Gewöhnlichen Flieders – von weiß über hell-lila bis dunkelviolett und Kombinationen dieser – für die Herstellung des Fliedersirups ausprobiert und alle schmeckten bisher ausgezeichnet. Von den dunkleren Fliederblüten erhält der Sirup eine schönere, dunklere Farbe, aber dieses kosmetische Problem lässt sich ganz einfach durch die Zugabe einer Blau- oder Brombeere lösen. Es kommt daher darauf an, welchen Duft (= Geschmack) man persönlich bevorzugt.

Fliedersirup Rezept kalt ansetzen

Fliedersirup kochen oder kalt ansetzen?

In manchen Rezepten werden die Blüten samt Zucker und Zitronensäure gekocht, in anderen nicht. Ich finde Fliedersirup geschmacklich eine Spur besser, wenn die Blüten nicht mitgekocht, sondern kalt angesetzt werden. Leider hält er sich dann nur wenige Wochen im Kühlschrank, danach kann er schnell schimmelig werden. Ich habe ihn heuer daher versuchsweise anschließend gekocht (nach dem Abseihen), um die Haltbarkeit zu verlängern. Ich werde diesen Beitrag in einigen Monaten um die Ergebnisse erweitern. Die Verwendung von Zitronensaft anstatt Zitronensäure kann die Haltbarkeit übrigens vermindern.

 

Update 14.08.18: Nach 3,5 Monaten im Kühlschrank hat der nicht abgekochte Sirup begonnen, Schimmel an der Oberfläche anzusetzen (im Vorjahr in nicht sterilisierten Gläsern bereits nach 2 Wochen). Der nach Entfernung der Blüten abgekochte Sirup war schimmelfrei und geschmacklich einwandfrei. Die Gläser und Deckel waren bei beiden Gläsern sterilisiert (in kochendem Wasser ausgekocht). Es kann sein, dass sich eine feine Schicht Blütenstaub entweder an der Oberfläche oder am Boden als Satz ablagert. Ich rate daher dazu, den Sirup so fein wie möglich abzuseihen. Wer den Sirup nicht zum sofortigen Verbrauch herstellt, muss ihn abkochen (siehe Tipp unten im Rezeptteil).

 

Update 19.06.19: Habe das Rezept für eine längere Haltbarkeit angepasst.

Flieder Sirup selber machen Rezept

Viel Spaß beim Ausprobieren.
Kurze Zeit nach dem Flieder im April und Mai zeigt sich der Holunder in voller Blüte (im Mai und Juni).

Hier findet ihr mein einfaches Rezept für Holunderblütensirup.

 

Fliederblüten-Sirup, kalt angesetzt

Ergibt 280 ml

Fliederblüten-Sirup, kalt angesetzt

Für diesen Sirup werden die Fliederblüten kalt angesetzt. Nach 24-48 Stunden ist der Fliederblütensirup fertig. Dieser Sirup schmeckt sehr intensiv und kann im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt werden. In diesem Rezept werden die Blüten des „Gewöhnlichen Flieders“ (Syringa vulgaris) verwendet.

Zutaten

  • 2 locker oder 1 sehr dicht befüllte Tasse Fliederblüten; 1 Tasse = 240 ml
  • 225 g Kristallzucker
  • 150 ml Wasser
  • 1 leicht geh. TL Zitronensäure
  • Optional: 1-2 Blau- oder Brombeeren (für die Farbe)

  • Update 6/2019*, siehe Tipp unten.

Zubereitung

  1. Wasser, Zucker und 1-2 Blaubeeren in einem kleinen Topf erhitzen bis sich der Zucker aufgelöst hat (kein Kochen notwendig). Für eine intensivere Farbe, die Blaubeeren eventuell leicht andrücken. Die Beeren entfernen und die Zitronensäure einrühren, den Topf vom Herd nehmen und vollständig auskühlen lassen.
  2. In der Zwischenzeit die kleinen Fliederblüten von den Dolden zupfen. Es soll sich nichts Grünes mehr an den Blüten befinden, auch nicht der kleine hellgrüne Ansatz, sonst kann der Sirup bitter werden. Die Blüten nicht waschen, da dadurch viel Geschmack verloren geht.
  3. Die Blüten in ein sauberes Glas füllen (ich verwende ein Schraubglas) und den kalten Sirup darübergießen. Die Blüten so gut wie möglich mit einem sauberen Löffel nach unten drücken, sodass möglichst viel mit Sirup bedeckt ist. Den Deckel auf das Glas schrauben und für 24-48 Stunden** in den Kühlschrank stellen. Während dieser Zeit die Blüten ein oder zweimal umrühren.
  4. Den Sirup durch ein feinmaschiges Sieb gießen und in ein frisches Schraubglas umfüllen. Im Kühlschrank hält sich der Sirup 2 Wochen (siehe Tipp unten für längere Haltbarkeit).
  5. Der Sirup eignet sich hervorragend zum Verdünnen mit prickelndem Wasser: Den Sirup im Verhältnis 1:8 bis 1:10 mit prickelndem Mineralwasser aufspritzen – je nach gewünschter Süße. Für einen "Hauch" von Flieder einfach 1-2 TL Sirup in ein Glas Mineralwasser einrühren.

Tipp

* Update 6/2019: Ich habe den Zucker von 150 g auf 225 g erhöht und den gestrichenen TL Zitronensäure auf einen leicht gehäuften geändert. Beides dient einer längeren Haltbarkeit und hat auf den Geschmack kaum Auswirkungen.

24-48 Stunden Ziehzeit: Nach 24 Stunden ist das Flieder Aroma des Sirups bereits sehr intensiv, nach 48 Stunden noch eine Spur intensiver. Ich habe ihn auch probeweise 3 Tage ziehen lassen, aber keinen Unterschied zwischen 2 oder 3 Tagen feststellen können. Ich lasse ihn immer 2 Tage im Kühlschrank ziehen.

Für eine längere Haltbarkeit: Die Fliederblüten nach dem Ansetzen zuerst durch ein möglichst feinmaschiges Sieb leeren, anschließend am besten nochmals durch ein Tuch gießen, damit so wenig Blütenstaub wie möglich in den Sirup gelangt, denn dieser setzt sich nach einigen Wochen an der Oberfläche bzw. am Boden ab. Den Sirup anschließend 5 Minuten kochen und in sterilisierte Gläser abfüllen. Kühl lagern. Der Sirup hält sich auf diese Weise mindestens einige Monate. Wer ihn noch länger haltbar machen möchte, muss ihn im Einkochtopf oder Backofen einkochen.

https://www.tasteoftravel.at/fliederblueten-sirup/

Hast du dieses Gericht nachgekocht? Hier könnte dein Ergebnis gezeigt werden. 
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Fliederblüten-Sirup, kalt angesetzt zuletzt geändert: 25 März 2020 von Ursula

8 Gedanken zu „Fliederblüten-Sirup, kalt angesetzt

  1. vro jongliert

    Hallo!
    Nach diesem Rezept mache ich Holunderblüten-, Minze-, Zitonenmelissen- und sogar Lindenblütensirup. Sogar mit Lavendelblüten (sehr lecker) und Rosenblättern (ein bisschen seifig) geht das. Fliederblüten habe ich noch nie probiert.
    Vielleicht finde ich noch einen blühenden Fliederbusch…
    Lg. Veronika

    Antworten
    1. Ursula Artikelautor

      Hallo Veronika,
      Ich mache meine Sirupe (Holunder, Minze) ebenso mehr oder weniger nach diesem Rezept. Ist sehr gelingsicher ;-) Lavendelsirup hört sich ja auch sehr verlockend an :-) Muss ich einmal ausprobieren. Ja, ich hoffe du findest noch einen blühenden Fliederbusch, an einem nicht zu sonnigen Standort könnt sich das noch ausgehen. Ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommentar.

      Antworten
  2. Michael

    verwendet man die üblichen 800g/l Zucker (800g Zucker + ca 500ml Wasser = 1L Sirup) und ca. 30g/l Zitronensäure, sollte sich der Sirup besser halten. Diese Zuckerkonzentration entspricht der von Honig. Honig vergärt mit dieser Konzentration auch nicht und schimmelt in der Regel nicht. Mit Fliederblüten hab ich noch keinen Sirup gemacht aber aus Ingwer oder Himbeersaft. Jetzt werde ich mal Eberraute (=Cola-Kraut) testen.

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    1. Ursula Artikelautor

      Lieber Michael,
      Ich habe gerade einen Fliedersirup angesetzt, der annähernd dieses Verhältnis von Zucker und Wasser hat (1,5-fache Zuckermenge von Wasser – du verwendest 1,6-fache Menge). Dieses Verhältnis verwende ich auch in meinem Holunderblütensirup (www.tasteoftravel.at/selbstgemachter-holunderblueten-sirup/). Ich werde das Rezept in ein paar Tagen aktualisieren, wenn alles fertig ist :-) Danke jedenfalls für deinen Hinweis!! Wie es zu den Mengenangaben im Rezept kam: Ich hatte mir ein paar amerikanische Rezepte für Fliedersirup angeschaut und nachdem bei allen die Zuckermenge relativ gering war, hab ich das auch so übernommen. War nicht so klug, da natürlich die Haltbarkeit darunter leidet…. Alles liebe, Ursula

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  3. jutta

    Zum Vergleich: so wird die Farbe ohne Heidel- oder Brombeernachhilfe http://wienerkueche.blogspot.com/2014/05/fliederblutensirup.html Sie verblasst allerdings nach einigen Wochen (auch bei dunkler Lagerung). Mein Rezept (aus einer „Brigitte“) sieht 700 g Zucker auf 2 Liter Wasser vor. Für längere Haltbarkeit pasteurisiere ich Sirupe und zuckerarme Marmeladen nach dem Abfüllen und Verschließen im Damfpgarer. Ob es wirklich hilft oder nur das Gewissen beruhigt, kann ich nicht sagen. So richtig alt werden die Schätze ja nur, wenn man sie irgendwo ganz weit hinten oben verräumt und vergisst ;-)

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    1. Ursula Artikelautor

      Liebe Jutta,
      Danke für den Farb-Vergleich. Ich habe heute auch einen Teil ohne Heidel- oder Brombeeren angesetzt und die Farbe ist eher ins gelbliche/bräunliche gegangen. Ich hab heuer mehr Zucker verwendet – werde das auch noch im Rezept dazufügen.
      Das Einkochen im Dampfgarer erhöht bestimmt die Haltbarkeit. Aber bei mir ist es auch so: Ich mache immer kleine Mengen und die brauche ich meist binnen einiger Wochen/Monate auf ;-)

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  4. Anna Farrenkopf

    Ich mache dieses Jahr auch meinen ersten Flieder Sirup. Habe allerdings oft gelesen, dass eine Erhitzung des Flieder notwendig ist, da er giftige Inhaltsstoffe enthält, die sich dann zersetzen. Kann ansonsten wohl zu Bauchweh und Übelkeit führen.
    Ganz liebe Grüße 😊👍

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    1. Ursula Artikelautor

      Liebe Anna,
      Tatsächlich ist Flieder schwach giftig – vor allem die Rinde, Blätter und grünen Teile, da sie das Glykosid Syringin enthalten. Man müsste aber schon sehr große Mengen davon zu sich nehmen, um leichte Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit hervorzurufen. Nachdem der Sirup ohne Erhitzen nicht lange hält, rate ich aber ohnehin dazu, ihn aufzukochen (siehe Tipp unten im Rezept). LG, Ursula

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